Ihr Kind leidet an Karies? Viele Kleinkinder haben schon Löcher in den Milchzähnen. Gerade bei ihnen kann Karies eine schmerzhafte Angelegenheit sein, die Folgen nach sich zieht.
Eigentlich stand die Zahngesundheit der Deutschen noch nie besser als heute: Bei den Zwölfjährigen sind die Kariesfälle um rund 90 Prozent in den letzten 20 Jahren zurückgegangen, was Deutschland im internationalen Vergleich eine Spitzenposition für die Zahngesundheit bei Kindern und Jugendlichen verschafft. Leider betrifft diese Statistik jedoch nicht die Kleinkinder.
Jedes zehnte Kind bis 3 Jahre leidet an der Nuckelflaschenkaries.
Die Experten von Dentaly.org haben kräftig recherchiert und verraten alles Wissenswerte zu diesem Thema.
Inhalt
- 1 Was ist Karies?
- 2 Die verschiedenen Arten von Karies
- 3 Wo zeigt sich Karies?
- 4 Wie entsteht Zahnkaries beim Kleinkind?
- 5 Wie viele Milchzähne hat ein Kind?
- 6 Wieso sollen die Milchzähne behandelt werden?
- 7 Die Behandlung von Kinderkaries
- 8 Frühkindliche Karies vorbeugen
- 9 Die feste Zahnspange und mögliche Tücken
Was ist Karies?
Karies gilt als die häufigste Zahnerkrankung weltweit neben Parodontitis. Fast jeder Mensch leidet in seinem Leben mindestens einmal an Zahnkaries. Sowohl die Milchzähne als auch die bleibenden Zähne können von Karies betroffen sein.
Karies oder Zahnfäule ist der Abbauprozess der harten Zahnsubstanz, die den Zahn von außen schützt. Bei Zahnkaries kommt es zu einer zunehmenden Entkalkung oder Demineralisierung des Zahnschmelzes und dem darunter liegenden Dentins. Die Ursache für diese Demineralisierung sind säurebildende Bakterien.
Durch den Speichel werden zwar immer wieder neue Mineralien in den Schmelz eingebaut, doch wenn zwischen dem De- und dem Remineralisieren ein Ungleichgewicht zugunsten des Abbaus durch die Bakterien besteht, dann entstehen zunächst dunkle Verfärbungen und kreidige Flächen auf den Zähnen.
Wird dieser Zustand nicht behandelt, so frisst sich Karies immer tiefer in den Zahn und auf Dauer verschwindet erst der Zahnschmelz, dann das darunterliegende Zahnbein und zu guter letzt wird der Nerv geschädigt. Der innere Bereich des Zahnes kann sich im Gegensatz zur äußersten Schicht nicht selbst regenerieren. Schwarze Löcher entstehen und der Zahn verliert an Vitalität und fällt am Ende aus.
Die verschiedenen Arten von Karies
Je nach dem Grad der Zerstörung der Hartsubstanz durch die Bakterien werden folgende zwei Formen unterschieden:
- Initialkaries: Hier ist die Zahnoberfläche noch intakt und die Entkalkung beginnt gerade erst. Helle, fast durchsichtige Flecken machen sich bemerkbar, die sich dann braun einfärben. Das liegt an der Demineralisierung der Zähne durch die Säuren der Bakterien. Karies im Anfangsstadium ist leicht zu behandeln.
- Die etablierte Karies: Die Oberfläche der Zähne ist bereits angegriffen und defekt. Löcher sind in der Entstehung.
Folgende Unterformen der etablierten Karies gibt es:
- Caries superficialis: Der Defekt sitzt im Zahnschmelz
- Caries media: Der Defekt reicht bis zum Dentin, auch Dentinkaries genannt
- Caries profunda: Sie befindet sich in allen Schichten und reicht bis in die Zahnpulpa, in der sich die Nerven befinden – auch Wurzelkaries genannt.
- Caries sicca: Die Karies ist zum Stillstand gekommen und frisst sich nicht mehr weiter durch den Zahn.
Wo zeigt sich Karies?
Kleinkinder
Bei Kleinkindern beginnt Karies bei den Schneidezähnen und dem angrenzenden Zahnfleisch. Dann schreitet sie langsam bis zur Zahnkante fort und schwarze Zähne entstehen. Diese Kariesform wird als Nuckelflaschenkaries bezeichnet, denn sie entsteht durch zuckerhaltige Getränke, die dem Kleinkind in der Flasche verabreicht werden.
Ältere Kinder und Jugendliche
Bei ihnen zeigt sich Zahnfäule oft zuerst auf den Kauflächen und weitet sich dann aus. Der Grund liegt hier an der zuckerhaltigen Ernährung und den mangelnden Untersuchungen beim Zahnarzt für Kinder. Der Zahnarzt weist auf eine bessere Mundhygiene hin, entfernt Karies und klärt über die falsche Ernährung auf.
Erwachsene
Bei Erwachsenen bildet sich Zahnfäule vorwiegend zwischen den Zähnen aus. Der Grund dafür liegt oft in einer falschen und/oder nachlässigen Zahnpflege. Die Ernährung spielt jedoch auch eine Rolle. Erwachsene essen jedoch in der Regel nicht so viel Süßes wie Kinder und Jugendliche.
Erwachsene ab dem mittleren Alter
Bei Menschen über 45 Jahren sind bedingt durch den allmählichen Zahnfleischrückgang vor allem die Zahnhälse betroffen, was Zahnhalskaries genannt wird. An freiliegenden Zahnhälsen ist die Schutzschicht der Zähne dünner und daher kann der Zahn genau an diesen Stellen stärker angegriffen werden. Dringt Karies dann über den Zahnhals weiter in den Zahn vor und gelangt bis zu den Zahnwurzeln, so wird diese Form Wurzelkaries genannt.
Wie entsteht Zahnkaries beim Kleinkind?
Wenn die Zähne durchkommen sind sie meist sehr anfällig, da sie weniger mineralisiert und dünner sind als bei Erwachsenen. Zucker ist hauptverantwortlich für Karies. Bestimmte Bakterien im Mund zersetzen die Zuckerbestandteile zu schädlichen Säuren, die den Zahn angreifen und seine Mineralien auslösen. Gerade bei Kleinkindern wird die Mundhygiene oft unterschätzt und viele Eltern verabreichen in der Nuckelflasche zuckerhaltige Getränke an ihre Kinder.
Durch das ständige Nuckeln am Fläschchen, in dem sich zum Beispiel gesüßter Tee oder Saft befindet, werden die Zähne dauerhaft mit Zucker umspült. Außerdem kommen noch die zahlreichen Süßigkeiten dazu, die die Kinder naschen. Ein Säureangriff auf die Zähne dauert zwischen 30 und 60 Minuten. Im Vergleich dazu benötigt der Zahnschmelz zwischen 3 bis 4 Stunden, um die Mineralien durch den Speichel aufzunehmen.
Durch den ständigen Kontakt mit der süßen Flüssigkeit hat der Zahnschmelz somit keine Zeit sich zu regenerieren. Besonders die Frontzähne werden beim Nuckeln dauerhaft der Flüssigkeit ausgesetzt. Genau in diesem Bereich liegen auch die Speicheldrüsen, deren schützende Wirkung durch den Kontakt mit der Säure ausbleibt.
Wenn die ersten Zähne bereits schwarze Löcher aufweisen, so breitet sich die Zahnfäule in der Regel schnell auf die weiteren Zähne aus. Gerade bei bereits mit Zahnkaries befallenen Zähnen siedeln sich besonders viele Bakterienkolonien an.
Ab wann kommt Karies bei Kindern vor?
Ab dem ersten Zahn kann Zahnkaries bereits entstehen.
Wie viele Milchzähne hat ein Kind?
Mit 1 Jahr sind meist 6 – 8 Schneidezähne zu sehen und mit 3 Jahren sollten alle Milchzähne durchgebrochen sein. Das vollständige Milchgebiss des Kindes enthält 20 Milchzähne. Pro Kiefer hat das Kind 2 Eckzähne, 4 Schneidezähne und 4 Backenzähne. Zwischen 4 und 7 Jahren verlieren die Kinder die Milchzähne, wenn die dauerhaften Zähne herauswachsen und die ersten Zähne herausdrücken.
Wieso sollen die Milchzähne behandelt werden?
Die Milchzähne sind die Platzhalter für die späteren, permanenten Zähne. Auch wenn die ersten Zähne sowieso wieder ausfallen, dann können Kinder mit einem kariösen Milchzahngebiss ein vielfach höheres Risiko eingehen, an den bleibenden Zähnen Karies zu bekommen.
Im Babyalter wird heutzutage der Grundstein für gesunde Zähne gelegt.
Wann muss ein Milchzahn gezogen werden, der Karies aufweist? Sobald der Zahn nicht mehr zu retten ist, da sich die Zahnfäule bis zur Wurzel ausgebreitet hat und er bereits tot ist. Wenn ein kariöser Milchzahn gezogen wird, so kann dies später zu Zahnfehlstellungen führen. Die frühkindliche Karies verursacht mehrere massive und gesundheitsschädliche Probleme.
Die Folgen von Kinderkaries
- Schwarze Zähne
- Fieber
- Kein Appetit mehr auf feste Nahrung aufgrund der Schmerzen
- Mundgeruch bei Kindern
- Zahnbruch und –ausfall
- Starke Zahnschmerzen
- Probleme beim Sprechen
- Abszesse: Bei Nichtbehandlung einer Zahnfäule kann das umliegende Gewebe infiziert werden, was bei Abszessbildung sehr schmerzhaft sein kann
- Zahnfehlstellungen bei den bleibenden Zähnen
- Kariesbildung bei den bleibenden Zähnen, die im Zahnfach unter den Milchzähnen wachsen.
Die Behandlung von Kinderkaries
Leichte Dentalkaries
Ist nur der äußere Zahnschmelz betroffen, reicht es häufig aus, die Stelle mit einem Fluoridlack zu behandeln. Flourid schützt den Zahn und unterstützt seinen mineralischen Wiederaufbau. Karies entfernen ist hier also noch einfach.
Dentinkaries
Bei Löchern, die bis ins Zahnbein reichen, ist fast immer eine Behandlung mit dem Bohrer notwendig, bei der die kariösen Bestandteile entfernt werden und das Loch gefüllt wird.
Wurzelkaries
Ist durch die Karies der Zahnnerv entzündet, kann eine Wurzelbehandlung des Milchzahnes nötig sein. Bei einer Narkose wird der erkrankte Teil des Zahnnervs aus der Zahnkrone entfernt und der Zahn mit einer künstlichen Krone für den Milchzahn versorgt.
Fissurenversiegelung
Zähne, die frisch durchgebrochen sind, gelten als sehr kariesanfällig, da ihr Schmelz noch wenig widerstandsfähig ist. Wenn das Kind bereits an anderen Zähnen Karies hat, dann stellt eine Versiegelung den optimalen Schutz für die ersten bleibenden Backenzähne dar. 3 Faktoren entscheiden darüber, ob die Zahnoberfläche der ersten bleibenden Backenzähne versiegelt werden sollte, um die Zähne vor Zahnfäule zu schützen:
- Die Ernährung des Kindes
- Die Zahnhygiene
- Genetische Faktoren
Wenn einer dieser Punkte kritisch einzuschätzen ist, dann sollte zum Schutz der permanenten Zähne bei Kindern mit Karies eine Fissurenversiegelung in Angriff genommen werden. Bei festen Zahnspangen ist es beinahe zwingend notwendig, da das gründliche Zähneputzen erschwert wird durch die Spange. Aufgrund der Fissurenversiegelung verwundert es nicht, dass der Anteil der Zwölfjährigen mit versiegelten Backenzähnen bei nahezu 80 % liegt.
Kariesinfiltration
Im Anfangsstadium der Karies wird ein recht neues Verfahren beim Kinder-Zahnarzt namens Kariesinfiltration angewandt, bei der mit einer sogenannten Icon-Substanz die Zahnfäule gestoppt wird. Es wird erst die oberste Mineralschicht des Zahnes mit Säure entfernt. Dann wird die harzige Flüssigkeit mit einer Folie auf die kariösen Stellen aufgebracht und durch eine Tageslichtlampe gehärtet. Das Harz oder die Icon-Substanz ordnet sich um den Zahn an und festigt durch Erwärmung die Zahnstruktur.
Frühkindliche Karies vorbeugen
Maßnahme | Kariesvorbeugung und -behandlung |
Mundraum desinfizieren | Mundspülung und Mundwasser |
Zähne putzen | Im Kleinkindalter mit Wattestäbchen, ab 2-3 mit einer elektrischen Kinderzahnbürste |
Zahnarzt | Regelmässige Kontrollen, Prophylaxebehandlung und Fissurenversiegelung |
Remineralisierung | Flourid in Form von Zahnpasta und Gel; beim Zahnarzt: Zufuhr von Fluorid, Kalzium und Phosphat |
Neues Trinkverhalten | Anstatt die Nuckelflasche zu verwenden, sollten die Kinder recht früh lernen, die Getränke aus dem Glas zu trinken |
Die feste Zahnspange und mögliche Tücken
Mit der festsitzenden Zahnspange steigt der Hygieneaufwand, da die feste Zahnspange zuvor nicht da gewesene Winkel schafft in denen Speisereste hängenbleiben können. Gerade die Brackets sind hier zu nennen. Nach jedem Essen sollten die Zähne geputzt werden, damit weder der Biofilm in den Zahnzwischenräumen hängen bleibt, noch Mundgeruch bei Kindern entsteht.
Aber das ist noch nicht alles…
Kümmert sich das Kind oder der Jugendliche nicht um eine ordentliche Zahnpflege, kann es während der Zeit mit der Spange zu weißlichen Verfärbungen des Zahnschmelzes kommen, die sich um die Brackets bilden.
Diese Schmelzflecken, die von der Entkalkung durch mangelnde Mundhygiene entstehen, färben sich erst braun ein und im nächsten Stadium entsteht dann Karies. Vor allem wird das Ganze beim Entfernen der festen Zahnspange sichtbar. Die Entkalkungen, bei denen der Zahnschmelz über lange Zeit hinweg durch die Brackets demineralisiert wurde, bleiben oft ein Leben lang sichtbar.
Zahnspangen – Empfehlung für Eltern
Achten Sie darauf, dass Ihre Kinder sich den Zahnbelag durch Prophylaxe-Termine entfernen lassen und sich die Zähne so gut wie möglich putzen. Mit einer guten Mundpflege ist Karies bei fest montierten Zahnspangen vermeidbar! Aber es gibt noch Alternativen zu den herkömmlichen Bracket-Zahnspangen.
Lingualbehandlungen mit der innenliegende Zahnspange minimieren das Kariesrisiko immens, da die Zahninnenseiten mit mehr Speichel versorgt werden. Die schädigenden Säuren werden dort leichter neutralisiert. Allerdings hat diese festsitzende, unsichtbare Spange auch ihren Preis.
Wenn das Kind jedoch gar keine Motivation zur Mundhygiene zeigt und seine Zähne komplett vernachlässigt, sollte auf die festsitzende Zahnspange verzichtet und auf die Invisalign Zahnschienen zurückgegriffen werden.
Die Invisalign Schiene ist eine unsichtbare Zahnspange, durch die das Kind keine Karies bekommt, da es sie herausnehmen und die Zähne komplett putzen kann. Die Aligner, wie zum Beispiel Invisalign Teen, erzielen gute Ergebnisse. Auch hier handelt es sich um eine preislich höher angesiedelte Lösung.
Fazit
Die Eltern sollten darauf achten, dass Kinder ihre Zähne putzen und bei Säuglingen sollte in die Nuckelflasche kein süßes Getränk gegeben werden. Diese Maßnahmen schützen die Zähne der Kinder.
Wir haben in diesem Artikel erfahren, dass die Milchzähne zwar ausfallen, aber dass kariöse Milchzähne die nachkommenden permanenten Zähne schädigen können. Achten Sie unbedingt darauf, dass die Milchzähne Ihres Kindes in gutem Zustand sind. Sie ersparen dem Kind viele Probleme für die Zukunft und eine Menge Zahnschmerzen!